[img_assist|nid=169|title=|desc=|link=none|align=left|width=100|height=40]"Was wissen wir über Leben?" Diese Frage stellte sich Florianne Koechlin, bevor sie begann, für ihr neues Buch "Zellgeflüster" zu recherchieren, bevor sie "Streifzüge durch wissenschaftliches Neuland" - so der Untertitel des Buchs - unternahm.
Wer jetzt einen trocken- naturwissenschaftlichen Text zu Genetik und Molekularbiologie vermutet, der irrt. Florianne Koechlin macht sich auf in wissenschaftliches Neuland jenseits von High-Tech-Wissenschaft: Sie besucht antroposophische Bauern und ihre Kühe, Insektenforscher in Kenya ebenso wie Schamanen und GenetikerInnen. Die Gespräche mit ihnen und die Ideen, die daraus entstehen, geben ein Bild dessen, was wir über Leben wissen - und was nicht. Die Autorin nimmt uns mit auf ihre Reise, macht uns Platz am Küchentisch, wenn sie mit ihren GesprächspartnerInnen Apfelkuchen backt und diskutiert. Leben - so wird deutlich - ist nicht die mechanische Utopie des 20. Jahrhunderts und nicht das Baukastensystem der Gentechnik, sonder Interaktion und Kommunikation, ein Austausch in einem komplexen Netzwerk. Beispiele dafür finden sich bei gärtnernden Fischen, bei den Zellen eines Organismus, die mit einander kommunizieren, ebenso wie in der Epigenetik und in der Lernfähigkeit von Pflanzen. In ihren Gesprächen geht Florianne Koechlin weiter als nur zu beschreiben. Sie zeigt auch Gegenentwürfe zur herrschenden Idee einfacher Problem-Lösungsansätze. Sie erzählt von den Erfolgen indischer Saatgutbäuerinnen, und von Forschungen zur Bekämpfung von Tse-tse-Fliegen mit Geruchsstoffen. "Zellgeflüster" ist ein Buch, das auf der Vielfalt persönlicher Kontakte der Autorin basiert; ein Buch, das nur aus der Breite komplexer Interessen entstehen konnte. Und auf jeden Fall ein Buch, das wissenschaftlich und dennoch für all die verständlich ist, die an einem Sonntagnachmittag mit einer Tasse Tee mit der Autorin auf Entdeckungsreise gehen wollen.
Florianne Koechlin: Zellgeflüster Streifzüge durch wissenschaftliches Neuland, Lenos Verlag, Basel 2005, 258 Seiten, 20,50 Euro, ISBN 3-85787-368-X.