[img_assist|nid=174|title=|desc=|link=none|align=right|width=100|height=43]Im folgenden Report werden einige mögliche Auswirkungen des Bt-Maises auf die Umwelt dargestellt. Selbst nach mehr als 10 Jahren kommerziellen Anbaus von Bt-Mais gibt es nur wenige Studien zur Risikoabschätzung. Zugleich werfen die meisten dieser Studien mehr neue Fragen auf, als sie beantworten.
Der Kreislauf des Gifts in der Umwelt
[img_assist|nid=163|title=|desc=|link=url|url=http://www.ifrik.org/files-ifrik/Greenpeace_Btmaize_2007.pdf|align=right|width=250|height=351]Das Gift aus dem Bt-Mais gelangt auf mehr Wegen in die Umwelt als ursprünglich vermutet. Es wird nicht nur von den Schädlingen oder als Viehfutter aufgenommen. Das Bt-Gift gelangt auch mit der Restpflanze nach der Ernte in den Boden, es wird sogar während der Vegetation aktiv durch die Wurzeln abgegeben. Zugleich gibt es Hinweise, dass das Bt-Gift nur langsam abgebaut wird und zumindest bis zur nächsten Anbausaison im Boden verbleibt. Erschwerend kommt allerdings hinzu, dass mit den derzeitigen Analysemethoden die tatsächliche Menge des Bt im Boden nur abgeschätzt werden kann.
Wenn das Bt-Gift einmal durch Organismen aufgenommen ist, kann es an andere Organismen weitergegeben werden und sich in der Nahrungskette anreichern. Ein Beispiel sind Raubinsekten, die Insekten fressen, welche das Bt-Gift aufgenommen haben.
Wirkungsweise des Bt-Gifts
Eine aktuelle Studie (Broderick et al. 2006)
Es ist außerdem unklar, ob die verschiedenen Formen des Bt-Proteins Cry1Ab in den verschiedenen Bt-Mais-Linien (Events) den gleichen Effekt haben oder ob die verschiedenen Größen des Proteins uch zu verschiedenen Effekten führen. Im Allgemeinen wird der Bt-Gehalt verschiedener Pflanzengewebe weder bestimmt noch überwacht, auch wenn bekannt ist, dass er erheblich schwanken kann.
Effekte auf Bodenorganismen
Effekte auf Bodenorganismen werden erst seit Mitte/Ende der 90er Jahre untersucht; Seitdem wurden Effekte bei Mykorrhiza (die Symbiosepartnerin von vielen Pflanzen), Trauermückenlarven (wichtige Bodenorganismen), Nematoden, Regenwürmern und räuberischen Käferlarven beobachtet.
Effekte auf Bienen, Schmetterlinge und andere Organismen
Studien zu Effekten auf Nicht-Zielorganismen sind lückenhaft: Einige Arten bekommen relativ viel Aufmerksamkeit, während andere Tiergruppen überhaupt nicht studiert werden. Die Gründe, warum bestimmte Arten ausgewählt werden und andere nicht, bleiben oft unklar. Dennoch wird mehr und mehr deutlich, dass es sowohl direkte als auch indirekte negative Effekte gibt und dass sie auch auf höheren Ebenen des Nahrungsnetzes auftreten können − selbst wenn diejenigen Organismen, die das Bt-Gift ursprünglich mit Pflanzenmaterial aufgenommen haben, keinen Effekt zeigten.
Studien mit geschützten Schmetterlingen wurden erst durchgeführt, nachdem zufällig beobachtet worden war, dass Schmetterlingsraupen das Bt-Gift in Form von Bt-Pollen, der vom Feld weht, aufnehmen können. Seitdem wurden die meisten Studien mit Monarchfaltern in den USA durchgeführt, auch wenn die Schmetterlingsfauna in Europa und in europäischen Kulturlandschaften deutlich anders zusammengesetzt ist. Die wenigen Studien, die mit europäischen Schmetterlingen durchgeführt wurden, zeigen, dass eine Reihe von Schmetterlingsarten vom Bt-Gift betroffen sein kann, ein Teil dieser Arten gilt bereits aus anderen Gründen bedroht. Einige dieser Arten sind genauso empfindlich gegenüber Bt-Gift wie der Zielschädling Maiszünsler (Ostrinia nubilalis), so z.B. Schwalbenschwanz, Kleiner Fuchs oder das Pfauenauge.
Studien mit Bienen werden oft unter unrealistischen Bedingungen durchgeführt. Ein Feldversuch in Deutschland kam zu dem Ergebnis, dass Bienen, die von einem weit verbreiteten Darmparasiten befallen waren, signifikant stärker geschädigt wurden, wenn sie Bt-Pollen aufnahmen, als wenn sie normalen Pollen fraßen. Im nächsten Jahr wurden die Bienen prophylaktisch mit Antibiotika behandelt und es wurden keine unterschiedlichen Effekte beobachtet. Eine aktuelle Studie zeigt allerdings, dass bestimmte Bakterien im Insektendarm generell nötig sind, bevor das Bt-Gift überhaupt seine toxische Wirkung entfalten kann − auch beim Maiszünsler. Die Tatsache, dass keine negativen Effekte des Bt-Gifts auftraten, nachdem die Bienen mit Antibiotika behandelt worden waren, ist somit also kein Beweis, dass Bt-Gift keine negativen Effekte auf normale Bienen hat.
Andere betroffene Nicht-Zielorganismen sind z.B. Florfliegen oder Schlupfwespen (Trichogramma), die auch zur biologischen Schädlingskontrolle eingesetzt werden.
Fehlende technische Informationen
Es ist erstaunlich, wie viele fundamentale technische Informationen über Bt-Mais noch immer fehlen:
- Es ist unbekannt, warum verschiedene Pflanzengewebe unterschiedliche Bt-Konzentrationen bilden und wie Umweltfaktoren die Bt-Bildung beeinflussen.
- Es gibt keine standardisierte und von zuständigen Behörden und unabhängigen Laboren bewertete Methode zur verlässlichen Bestimmung von Bt-Gehalten in Pflanzenteilen oder im Boden.
- Cry1Ab Bt-Gifte in Pflanzen unterscheiden sich von ursprünglichen bakteriellen Proteinen von Bacillus thuringiensis und sie sind auch in den verschiedenen Bt-Pflanzen (MON810, Bt176, Bt11) unterschiedlich. Es ist deshalb möglich, dass diese Proteine auch verschiedene Effekte verursachen.
Andere offene Fragen betreffen das Problem, dass weder die Zahl der transgenen DNA-Sequenzen noch der Ort an dem sie eingefügt sind, kontrollierbar sind. Interaktionen mit anderen Genen und dem Stoffwechsel der Pflanze sind nicht vorhersagbar oder kontrollierbar. Wechselwirkungen mit der Umwelt sind komplex und grundsätzlich nur unvollständig wissenschaftlich zu erfassen. Auch Auswirkungen auf die Gesundheit können nicht ausgeschlossen werden. Schließlich ist auch das Problem der Verunreinigung ganz erheblich: Pollen und Erntegut kontaminieren Nahrungs- und Futtermittel sowie Saatgut.
Insgesamt werfen die vorliegenden Studien zu den verschiedenen Bt-Mais-Linien (wie z.B.
MON810, Bt176 oder Bt11) mehr Fragen auf, als sie beantworten. Dennoch zeigen sie, dass die Umweltrisiken von Bt-Mais real sind. Die EU-Rahmengesetzgebung (Richtlinie 2001/18 und Verordnung 1829/2003) räumt dem Prinzip der Vorsorge einen hohen Stellenwert ein. Artikel 4(1) der Richtlinie 2001/18 lautet:
"Die Mitgliedsstaaten tragen im Einklang mit dem Vorsorgeprinzip dafür Sorge, dass alle geeigneten Maßnahmen getroffen werden, damit die absichtliche Freisetzung oder das Inverkehrbringen von GVO keine schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit und die Umwelt hat."
Angesichts der vielen bereits bekannten Auswirkungen und der faktischen Unmöglichkeit, zum jetzigen Zeitpunkt alle relevanten Risiken umfassend zu untersuchen und abzuschätzen, sind die Voraussetzungen für eine EU-Marktzulassung von Bt-Mais nicht gegeben. Der Anbau der Pflanzen und ihre Verwendung in Futtermitteln dient zwar den finanziellen Interessen einiger weniger Konzerne, ist aber im Hinblick auf die möglichen Langzeitfolgen nicht zu verantworten.
A. Lorch & Ch. Then, Greenpeace, June 2007.